… und dann kam das Virus

FLASHREPORT Nr. 1 / 2020

Unser letz­ter Flash vom 18. Dezember 2019 mit dem Titel „Macht und Ohnmacht der Währungshüter“ erhielt wenige Wochen später ernüch­ternde Aktualität. Namentlich die Frage, ob das Bezahlen von Negativzinsen gegen­über einem risi­ko­be­haf­te­ten Aktienengagement vorzu­zie­hen sei. Schon damals keine einfa­che Entscheidung.

Zwischenzeitlich sind die Aktienmärkte in einer Art und Weise einge­bro­chen, wie es in Bezug aufs Tempo kaum je vorge­kom­men ist. Wir verzich­ten an dieser Stelle bewusst auf pseudo-medi­zi­ni­sche Einschätzungen rund um das Coronavirus und beleuch­ten viel­mehr die gravie­ren­den wirt­schaft­li­chen Folgen der Massnahmen.

Ein Blick auf den so genann­ten „Angstindex“ VIX (Chicago Board Options Exchange Volatility Index) spricht Bände: 

Ein Indexstand von 75 bedeu­tet, dass sich der US-Börsenindex S+P 500 in den näch­sten 30 Tagen mit einer Wahrscheinlichkeit von 68% in einer Bandbreite von +/- 21.50% bewe­gen wird. Beim VIX-Indexstand von 15% Ende Februar 2020 lag die Bandbreite noch unter +/- 4.5%. So drückt sich Panik an den Aktienmärkten in Zahlen aus.

Aktienrückkauf und Kreditklemme

Bargeld bzw. Bankguthaben haben beinahe über Nacht einen sehr hohen Stellenwert erfah­ren. Negativzinsen zu bezah­len ist kein Thema mehr, viel­mehr eine Randerscheinung. Verdeutlicht wird dies durch den Umstand, dass beinahe alle Anlageklassen, wenn auch in unter­schied­li­cher Ausprägung, unter dem Verkaufsdruck zu Gunsten von Cash leiden.

Aktienrückkaufprogramme von Unternehmen werden heute in neuem Licht betrach­tet, denn ein Zinsniveau von null Prozent bedeu­tet keines­wegs, dass die Kredite zu 0% verge­ben werden. Zur Überbrückung werden zwar vieler­orts staat­li­che Unterstützungsprogramme zu günsti­gen Konditionen lanciert. Die Grenze zu ziehen in Bezug auf die Bedürftigkeit, dürfte jedoch alles andere als trivial sein. Soll und wird der hoch­ver­schul­dete Konzern Tesla günstige Kreditlinien erhal­ten? Die Aktionäre schei­nen daran zu zwei­feln, zumin­dest gemes­sen am Kursverlauf der Aktie seit Mitte Februar (-53%). Ein hohes Debt/Equity-Verhältnis galt bis vor weni­gen Wochen noch als sexy, während heute unaus­ge­wo­gene Bilanzstrukturen den Aktionären gar nicht mehr gefal­len wollen. Hohe Schulden werden schlicht als hohes  Risiko wahr­ge­nom­men. Auch wird sich zeigen, ob, und wenn ja, welche Kreditinstitute, trotz drän­gen der Zentralbanken, auf die Vergabe immer risi­ko­rei­che­rer Ausleihungen zur Förderung der Wirtschaftstätigkeit verzich­tet haben.

Fest steht aller­dings, dass die Schulden der Privatwirtschaft nicht verstaat­licht werden können. Das Volumen von mehr als 250 Billionen sprengt unser Vorstellungsvermögen sowie die staat­li­chen Möglichkeiten um ein Mehrfaches. Es lässt auch die Frage offen, ob in guten Zeiten die Aktionäre profi­tie­ren sollen und in schlech­ten das Problem zu verstaat­li­chen sei.

Strukturierte Produkte

Enormer Druck auf die Aktienmärkte kommt aktu­ell aus der Ecke struk­tu­rier­ter Produkte. Was bis Mitte Februar eine posi­tive Dynamik in den Markt brachte, gene­riert heute durch die Auflösung von Kursabsicherungen (Hedging) durch den auto­ma­ti­schen Handel eine gnaden­lose Abwärtsspirale. Das führt zu hohem zusätz­li­chem Verkaufsdruck.

Taktische Anlageallokation Livalor

Wir haben nach den star­ken Kursavancen 2019 in den ersten Wochen 2020 die Kundenportfolios in Bezug auf die Aktienquote auf die Strategie zurück­ge­setzt und beob­ach­ten die Situation aktu­ell sehr genau. Neue Informationen analy­sie­ren wir syste­ma­tisch und zeit­nah. Die Herausforderung besteht darin fest­zu­stel­len, ob die Marktvolatilität auf einen kurz­fri­sti­gen Ausverkauf mit anschlie­ssen­der Erholung oder eine mittel­fri­stige Änderung der ökono­mi­schen Grundlagen hinweist.

Wir werden unsere takti­sche Positionierung anpas­sen, sobald die Situation dies zulässt oder erfor­dert. Ein über die Anlageklassen, Regionen und Branchen gut diver­si­fi­zier­tes Portfolio bringt etwas Schutz im aktu­el­len Marktumfeld. Und nicht verges­sen: Langfristig sind Aktien die Performancedriver in jedem Portfolio. Sich von der ursprüng­lich gewähl­ten Strategie wegzu­be­we­gen, birgt erheb­li­ches Enttäuschungspotenzial bei einer Erholung.

  • Geldmarkt
    Cash is king! Wir halten rela­tiv zur Strategie eine hohe Quote.
  • Anleihen
    Wir favo­ri­sie­ren weiter­hin Schuldner guter Bonität. Die Anlageklasse bleibt unter­ge­wich­tet und die kurze Duration beibehalten.
  • Aktien
    Wir gewich­ten Aktien weiter­hin neutral, unsere kapi­tal­ge­schütz­ten Anlagen eingeschlossen.
  • Alternative Anlagen
    Sogar Gold litt nach anfäng­li­chen Kursgewinnen unter Verkaufsdruck. Alles muss zu Geld gemacht werden! Wir halten jedoch an unse­rem vergleichs­weise hohen Engagement fest.

Disclaimer: Die in diesem Dokument enthal­te­nen Informationen und Ansichten beru­hen auf Quellen, die wir als zuver­läs­sig erach­ten. Dennoch können wir weder für die Zuverlässigkeit noch für die Vollständigkeit oder Richtigkeit dieser Quellen garan­tie­ren. Diese Informationen und Ansichten begrün­den weder eine Aufforderung noch ein Angebot oder eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf von Anlageinstrumenten oder zur Tätigung sonsti­ger Transaktionen. Interessierten Investoren empfeh­len wir drin­gend, eine quali­fi­zierte Fachperson zu konsul­tie­ren, bevor sie auf der Basis dieses Dokumentes Entscheidungen fällen, damit persön­li­che Anlageziele, finan­zi­elle Situation, indi­vi­du­elle Bedürfnisse und Risikoprofil, recht­li­che und steu­er­li­che Aspekte sowie weitere Informationen im Rahmen einer umfas­sen­den Beratung gebüh­rend berück­sich­tigt werden können. Diese Publikation ist nicht für Personen bestimmt, die einer Rechtsordnung unter­ste­hen, die die Verteilung dieser Publikation verbie­ten oder von einer Bewilligung abhän­gig machen. Personen, in deren Besitz diese Publikation gelangt, müssen sich daher über etwa­ige Beschränkungen infor­mie­ren und diese einhalten.

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