Zwischen Bullen und Bären

FLASHREPORT Nr. 1 / 2023

Dem brei­ten Aktienmarkt, vor allem aber den letzt­jäh­ri­gen Börsenverlierern, gelang ein fulmi­nan­ter Start ins neue Jahr. Indizes, beispiels­weise der tech­no­lo­gie­la­stige Nasdaq, verzeich­ne­ten den besten Januar seit über 20 Jahren. Gefallene Börsenlieblinge aus den Sektoren Technologie und Internet erleb­ten eine grosse Renaissance. Eine Bewegung, die ihren Anstoss keinen schlag­kräf­ti­gen funda­men­tal­wirt­schaft­li­chen Argumenten verdankte. Vielmehr war es aufkei­mende Hoffnung auf eine baldige Abkehr von der restrik­ti­ven Geldpolitik seitens US-Notenbank, eine sanfte Landung der Wirtschaft sowie einen raschen Rückgang der Inflation. Die soge­nannte «Fear of miss­ing out», kurz FOMO, also die Angst, bei stei­gen­den Aktienkursen nicht zu parti­zi­pie­ren, befeu­erte den Kursanstieg zusätz­lich. Wir bei Livalor haben diese Entwicklung genutzt, um die Aktienquote in den Kundenportfolios zu redu­zie­ren und uns inner­halb der Aktienallokation defen­si­ver zu positionieren.

Prompt kam die Trendwende Mitte Februar und die Euphorie bezüg­lich einer Umkehr zu einer locke­re­ren Geldpolitik war verflo­gen. Ein weiter­hin star­ker Arbeitsmarkt und das Dementieren einer Kursänderung seitens US-Notenbank dämpf­ten die Anlegerstimmung deutlich.

Bankenbranche in der Krise

Die Silicon Valley Bank war bis vor kurzem die 16. grösste US-Bank. Sie fokus­sierte sich auf die Finanzierung von Startups in den Bereichen Technologie, Gesundheitswesen und Private Equity. Ein blühen­des Geschäft in Zeiten locke­rer Geldpolitik. Mit der Zinswende nahm der Marktwert der fest­ver­zins­li­chen Anlagen, welche die Bank auf ihrer Aktivseite verbuchte, jedoch rapide ab. Eine bedroh­li­che Entwicklung für ein Institut, welches Kunden mit hohem Kapitalbedarf bedient. Um diesen zu decken, sah sich die SVB gezwun­gen, die erheb­li­chen Marktwertverluste auf den fest­ver­zins­li­chen Wertpapieren zu reali­sie­ren. Damit die Weiterführung der Geschäftstätigkeit gewähr­lei­stet werden konnte, musste drin­gend neues Eigenkapital inji­ziert werden. Der Versuch, dieses über den Sekundärmarkt zu beschaf­fen, resul­tierte in einem komplet­ten Vertrauensverlust der Kundschaft, einem Bank Run und schluss­end­lich der Insolvenz.

Nach mehre­ren Jahren zuneh­men­den Vertrauensverlustes erreich­ten die Schockwellen des SVB-Debakels auch die Credit Suisse. Als schwa­ches Glied in der Kette der global vernetz­ten Bankenwelt waren die Auswirkungen der allge­mein wach­sen­den Skepsis für das Finanzinstitut beson­ders gross. Es folg­ten massive Kapitalabflüsse. Eine hohe Liquiditätsspritze der Schweizer Notenbank (SNB) genügte nicht, das Vertrauen von Kunden und Investoren wieder­her­zu­stel­len. Der Schweizer Bund orche­strierte schluss­end­lich eine Übernahme der Credit Suisse durch die Konkurrentin UBS. Für Aktionäre, beson­ders aber Halter von Pflichtwandelanleihen der ehema­li­gen Grossbank ein herber Schlag.

Livalor ist seit über einem Jahr weder in Aktien noch Pflichtwandelanleihen der Credit Suisse investiert.

Gefahren und Opportunitäten

Aktien- und Obligationenmärkte entwickeln sich mittel­fri­stig entlang den Zinserwartungen. Kurzfristig können jedoch Panik oder Euphorie wech­sel­weise domi­nie­ren. Die Federal Reserve möchte eine Reaktion der Realwirtschaft auf seine restrik­tive Geldpolitik in Form einer sich abschwä­chen­den Wirtschaft errei­chen und so die Inflation redu­zie­ren – idea­ler­weise ohne in eine Rezession zu rutschen. Eine nicht erwünschte Nebenwirkung der konse­quen­ten Zinserhöhungen stell­ten dabei jedoch die drei Bankenpleiten in den USA dar.

Wir skiz­zie­ren ein Szenario, in welchem die aktu­elle Verunsicherung der Anleger weiter­hin eine erheb­li­che Belastung für den Aktienmarkt darstellt. Als Reaktion der Notenbanken erwar­ten wir besänf­ti­gende Worte sowie eine Entlastung durch eine Verlangsamung der geplan­ten Zinsanhebungen. Zu gross ist im aktu­el­len Umfeld die Angst, eine Welle von Bankenpleiten auszu­lö­sen und das Vertrauen in ein funk­tio­nie­ren­des Finanzsystem aufs Spiel zu setzen.

Davon profi­tie­ren dürf­ten sowohl die zins­sen­si­ti­ven Technologiewerte als auch Gold, welches zudem als siche­rer Hafen dient. Die jüng­sten Ereignisse führen zu einem zuneh­men­dem Vertrauensverlust in den Finanzsektor und bela­sten die Märkte erheb­lich. Erinnerungen an die letzte Finanzkrise stecken vielen Marktteilnehmern noch in den Knochen. Wir beur­tei­len die Situation verhal­ten posi­tiv und erwar­ten momen­tan keine globale Bankenkrise.

Taktische Anlageallokation Livalor

Wir nutzen den jüng­sten Taucher an den Aktienmärkten und erhö­hen unsere Aktienquote von unter­ge­wich­tet auf neutral. Positionen in Goldminenaktien, US-Technologiewerten und Bankentitel in der Eurozone werden von uns auf takti­scher Ebene über­ge­wich­tet. Im Bereich Obligationen fokus­sie­ren wir uns mehr denn je auf eine sehr gute Schuldnerqualität.

  • Geldmarkt
    Leichte Reduktion. Allokation verbleibt jedoch über neutra­ler Quote.
  • Anleihen
    Untergewichtet versus Strategie.
  • Aktien
    Neutrale Allokation.
  • Alternative Anlagen
    Neutrale Allokation.

Disclaimer: Die in diesem Dokument enthal­te­nen Informationen und Ansichten beru­hen auf Quellen, die wir als zuver­läs­sig erach­ten. Dennoch können wir weder für die Zuverlässigkeit noch für die Vollständigkeit oder Richtigkeit dieser Quellen garan­tie­ren. Diese Informationen und Ansichten begrün­den weder eine Aufforderung noch ein Angebot oder eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf von Anlageinstrumenten oder zur Tätigung sonsti­ger Transaktionen. Interessierten Investoren empfeh­len wir drin­gend, eine quali­fi­zierte Fachperson zu konsul­tie­ren, bevor sie auf der Basis dieses Dokumentes Entscheidungen fällen, damit persön­li­che Anlageziele, finan­zi­elle Situation, indi­vi­du­elle Bedürfnisse und Risikoprofil, recht­li­che und steu­er­li­che Aspekte sowie weitere Informationen im Rahmen einer umfas­sen­den Beratung gebüh­rend berück­sich­tigt werden können. Diese Publikation ist nicht für Personen bestimmt, die einer Rechtsordnung unter­ste­hen, die die Verteilung dieser Publikation verbie­ten oder von einer Bewilligung abhän­gig machen. Personen, in deren Besitz diese Publikation gelangt, müssen sich daher über etwa­ige Beschränkungen infor­mie­ren und diese einhalten.

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